katrin weber-klüver : Goodbye, Harald Schmidt. Hier kommt Die Harald Stenger Show
Was soll der arme Mann da oben denn anderes machen? Die Sache ist nämlich die: Sitzen bei einer Fußballpressekonferenz ein paar Dutzend oder mehr Journalisten vor einem Podium mit Spieler/Trainer/Manager, kommen sie oft nur schwer in Gang. Ist einfach so. Sitzen da und warten, dass ein anderer anfängt. Oder wissen gar nicht genau, was fragen. Insgesamt leicht peinlich. Zudem Zeitverschwendung.
Also muss der Mann neben dem Spieler/Trainer/Manager so etwas wie den Anheizer geben, der vor einer TV-Show das Publikum lockert. Harald Stenger, Kommunikationsdirektor des DFB, macht das seit Montag jeden Mittag bei den Pressekonferenzen der Nationalmannschaft. Eine Aufgabe, die Aufmerksamkeit verlangt. Und zwar dahingehend, das Niveau flach zu halten, ohne abzusaufen. Stenger gibt den Ton vor: Man plaudert. Lieber ein Querpass mehr (Wie ist die Stimmung?) als ein überraschender, in neudeutscher Fußballdiktion würde man wohl sagen: vertikaler Vorstoß. Stenger muss Fragen stellen, die auf der Hand liegen, die aber nicht weh tun, nicht überraschen und auf gar keinen Fall negativ sein dürfen. Lieber lustig. Er kann das gut, denn er ist ein netter Mensch. Ballack fragt er am Dienstag, wie es um dessen Körperteil „der Nation“ steht. Launiger Spruch, der vermittelt: Alles kein Drama.
Stimmt ja auch. ’ne verhärtete Wade halt. Ballack sagt: „Denke, dass ich spielen kann.“ Den Berliner Friedrich kann Stenger tags zuvor natürlich nicht fragen, ob es blöd ist, zu einer WM nur ein paar Kilometer anzureisen. Weshalb er fragt, wie der Spieler die Tage vor der WM erlebt, diese Ausnahmesituation. Erlebt er die als – Ausnahmesituation? Und – hey – Friedrich kann das bestätigen. Später sagt der Spieler noch: „Ich liebe Berlin.“ Kein JFK-Satz, aber leidlich zitierfähig. Immerhin. Denn: Ist erst der Plauderton getroffen, / kann kaum man auf Erkenntnis hoffen.